Helmut David

Psychologe und ehemaliger Leiter des Bereichs „Wissenschaft, Planung, Steuerung“ im Gesundheits- und Sozialressort der NÖ Landesregierung. Er ist Zenmönch und Reverend der Soto-Schule und übt seit seinem 17. Lebensjahr Zazen. Seine Zenpraxis führte ihn in verschiedenste Klöster, Tempel und Dojos in Europa und Japan. Er wurde von beiden Haupttempeln des Soto-Zen, Eiheiji und Sojiji, als Zenmeister bestätigt. Helmut David (So Shin Jodo Teido Osho) leitet das Zen Dojo Baden seit über dreißig Jahren.


Bewusstsein in der Zen-Meditation
Reflexionen und Betrachtungen anhand des „Herz-Sutras“

Der australische Kognitionsphilosoph David Chalmers definiert Bewusstsein sinngemäß als: „die Wahrnehmung der Welt und der eigenen Existenz“. Was Bewusstsein genau ist und wie es zustande kommt sieht er als „hard problem of consciousness“. Warum gibt es überhaupt so etwas wie Bewusstsein? Dies wird als das sogenannte „Qualiaproblem“ bezeichnet.

Im Zen gibt es eine Aussage die besagt: „Bewusstsein ist der Brennpunkt wo der Kosmos den Kosmos betrachtet“. Dies beantwortet jedoch nicht die Frage, was Bewusstsein in seinem innersten Kern ist. Auf keinen Fall wird dies im Zen auf intellektueller Ebene beantwortet.  Die Antwort auf das Bewusstseinsproblem mit dem Intellekt auch nicht zu finden, so die Ansicht vieler erfahrener Zen-praktizierender. Es ist eine Frage der spirituellen Praxis.

Der japanische Zen-Meister und Zen-philosoph Dogen Kigen Zenji, der das Soto-Zen im 12. Jahrhundert von China nach Japan brachte, schreibt diesbezüglich: „Zen verstehen heißt sich selbst verstehen. Sich selbst verstehen heißt sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen heißt mit den zehntausend Dingen eins zu sein“. Insofern wird keine Trennung zwischen der Welt und der eigenen Existenz gemacht, so wie bei der Sichtweise von Chalmers.

Das „Maka Hannya Haramita Shingyo“ Sutra , das Sutra der großen, unendlichen Weisheit, ursprünglich in Sanskrit verfasst, einer der Hauptexte im Zen, ja  sogar fast aller Schulen des Buddhismus, welches in jedem Zen-Kloster jeden Morgen rezitiert wird, gibt diesbezüglich eine klare Antwort: Bewusstsein ist „Ku“, das bedeutet „leer“!

Welches ist die Methode, mit der man diese unendliche Weisheit, das ursprüngliche und letztendliche „Ku“ erlangen kann? Diese Frage wird im Hannya Shingyo behandelt. Die Antwort lautet: „Mushotoku“ – sucht nicht es zu erlangen, sucht nicht nach einem Nutzen. Was heißt das?


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